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Die Blue Byte GmbH mit Sitz in Düsseldorf ist ein deutscher Spieleentwickler. Das Unternehmen, das viele Jahre auch als Publisher tätig war, gehört zu den bekanntesten und renommiertesten Unternehmen der deutschen Entwicklerbranche. Seit 2001 ist das Unternehmen im Besitz von Ubisoft.
Insgesamt veröffentlichte Blue Byte bis heute über 30 Titel. Zu den wohl bekanntesten gehören die Strategiespiel-Reihen Die Siedler mit weltweit circa drei Millionen verkauften Exemplaren und Battle Isle mit 650.000 verkauften Kopien. Viele weitere Veröffentlichungen wurden von Kritikern hoch gelobt, konnten in einigen Fällen jedoch nur wenige Käufer finden. Das Ende 1997 veröffentlichte Incubation gilt beispielsweise unter Strategiespiel-Fans und sogar bei vielen US-Entwicklern heute noch als Kultspiel, verkaufte sich bis dato jedoch nur etwa 60.000 Mal.
Blue Byte zählt zu den Pionieren der Spielebranche in Deutschland. Die entwickelten Spiele erschienen für viele verschiedene Plattformen, darunter Amiga, Super NES, Macintosh und PC. Viele bekannte Entwickler verdienten sich ihre ersten Sporen bei Blue Byte, darunter Thomas Friedmann, Thomas Häuser und Thorsten Knop, die später Funatics gründeten, Armin Gessert, der später Spellbound gründete, oder Volker Wertich, der Blue Byte 1997 verließ, um Phenomic zu gründen.
Am 18. Juni 2014 wurde das Studio Related Designs in Blue Byte Mainz umfirmiert. Am 19. April 2017 gab Blue Byte über Twitter die Eröffnung eines dritten Studios in Berlin bekannt. Blue Byte besteht demnach nun aus drei Standorten: Düsseldorf, Mainz und Berlin.
Blue Byte wurde 1988 von den ehemaligen Rainbow-Arts-Mitarbeitern Thomas Hertzler und Lothar Schmitt in Mülheim an der Ruhr gegründet. Zu den ersten veröffentlichten Titeln gehörten das Jump ’n’ Run Twinworld (vertrieben von Starbyte) und die Tennis-Simulation Great Courts (veröffentlicht von Ubisoft), die mit 515.000 verkauften Exemplaren zum ersten großen Erfolg der Entwickler wurde.
Angespornt durch diesen Erfolg fasste man Mut und begann mit der Entwicklung eines rundenbasierten Strategiespiels. Blue Bytes damaliger Publisher betrachtete das Projekt jedoch eher skeptisch und lehnte es schlussendlich ab. Daher beschloss man bei Blue Byte, in Zukunft selbst als Publisher aufzutreten und die eigenen Spiele selbst zu vertreiben und zu vermarkten. Wie sich herausstellte, war dies eine gute Entscheidung. Das Strategiespiel mit dem Titel Battle Isle wurde 1991 veröffentlicht und war der erste Teil einer der beiden Spielelegenden des Unternehmens. Kurze Zeit später folgte bereits ein Add-on.
Danach wurde es erst einmal wieder ruhiger um Blue Byte. Es erschienen zwei weitere Spiele, das Knobelspiel Atomino und das Shoot ’em up Apidya, diese waren jedoch nur mäßig erfolgreich. Das Jahr 1993 wurde ein äußerst erfolgreiches Jahr für Blue Byte. Man veröffentlichte das zweite Battle-Isle-Add-on, ein Jump ’n’ Run namens Yo! Joe und das Strategiespiel Historyline 1914–1918, das auf derselben Technik wie Battle Isle basierte. Außerdem erschien der zweite Teil der Battle-Isle-Saga (von Accolade auch in den USA veröffentlicht) und wurde ein weiterer Erfolg für das Unternehmen. Endgültige Berühmtheit erlangte man in diesem Jahr jedoch durch das Aufbau-Strategiespiel Die Siedler (Amiga), das heute zu den Meilensteinen der Spieleszene gehört und Grundstein zu Blue Bytes Erfolg wurde. SSI veröffentlichte das Spiel in den USA unter dem Namen Serf City.
Im Jahr 1994 wurde eine Niederlassung in Northampton, England, gegründet, um von dort aus den englischsprachigen Markt in Europa ins Visier zu nehmen. Das Spiel Die Siedler wurde aufgrund des großen Erfolges auf MS-DOS portiert. Ein Jahr später folgte eine Niederlassung in Schaumburg, Illinois, USA, um auch auf dem nordamerikanischen Markt Fuß zu fassen. Außerdem erschienen 1995 der dritte Teil der Battle-Isle-Reihe, Battle Isle 3: Schatten des Imperators, das Brettspiel Die Total verrückte Rally und das Adventure Chewy: ESC from F5.
Das Jahr 1996 brachte mit der Veröffentlichung von Die Siedler II: Veni, Vidi, Vici und dem dazugehörigen Add-on den endgültigen Durchbruch für Blue Byte. Es folgten das Rollenspiel Albion und die von Massive entwickelte U-Boot-Simulation Schleichfahrt. 1997 veröffentlichte man das Actionspiel Extreme Assault und das Taktikspiel Incubation, welches ein Ableger der Battle-Isle-Reihe war, bei dem man sich inzwischen der 3D-Grafik zugewandt hatte. Incubation erhielt auch international sehr gute Kritiken in den Medien (es wurde vom PC Gamer-Magazin zum „rundenbasierten Spiel des Jahres“ gewählt) und wurde zum Geheimtipp, konnte aber keinen wirtschaftlichen Erfolg erzielen. Mit dem frisch gegründeten Entwicklungsteam Murder of Crows mit Sitz in Austin, Texas, fand man den ersten US-amerikanischen Partner. Sie übernahmen die Entwicklung des Online-Spiels Shadowpact.
Stetige finanzielle Probleme, gemeinsam mit der Konzentration der Entscheidungsträger auf den US-Markt, sorgten auch für einen kreativen Aderlass. In den Jahren 1997 und 1998 verließen viele altgediente und erfahrene Entwickler frustriert das Unternehmen um bei anderen Entwicklern zu arbeiten oder gründeten eigene Studios. Ein Team um Thomas Friedmann gründete beispielsweise das Entwicklungsstudio Funatics.
1998 folgte der dritte Teil der Die-Siedler-Reihe und konnte den Erfolg seiner Vorgänger sogar übertreffen. Obwohl man zuvor bekanntgegeben hatte, aufgrund mangelnder Unterstützung seitens Apple keine Spiele mehr für den Macintosh umzusetzen, änderte man die Meinung und entwickelte eine Portierung von Die Siedler III für den Mac. Im selben Jahr konnte man ein Distributions-Abkommen mit SouthPeak Interactive über den Vertrieb von Die Siedler III in Nordamerika abschließen, wodurch die Spieleserie auch dort (unter dem Namen The Settlers) bekannt wurde. Die als dritter Teil der Great-Courts-Reihe erschienene Tennissimulation Game, Net & Match! bot erstmals umfangreiche Internetoptionen. In Zusammenarbeit mit Stern Online startete Blue Byte 1998 sogar ein Internet-Turnier mit über 100 Teilnehmern. Ebenfalls 1998 erwarb Ferris Productions die Lizenzrechte für eine Spielhallen-Version von Extreme Assault. Im November zog dann die US-Niederlassung von Schaumburg nach Austin, Texas, einem der Zentren der US-amerikanischen Entwicklerbranche, um größere Nähe zum Entwicklungsteam Murder of Crows zu haben. Leiter der Niederlassung war Mark Hall.
1999 erwarb Blue Byte die weltweiten Vertriebsrechte zu Stephen Kings erstem Multimedia-Projekt Stephen King’s F13 und Dragon’s Lair 3D der Dragonstone Studios. Dragon’s Lair 3D war eine Fortsetzung des sehr bekannten und erfolgreichen Originals Dragon’s Lair und man erhoffte sich neben hohen Verkaufszahlen auch einen höheren Bekanntheitsgrad in den Vereinigten Staaten, und dadurch auch bessere Chancen für ihre anderen Spiele auf dem US-Markt. Nachdem sich Probleme bei SouthPeak Interactive abzeichneten, setzte man nun auf Interplay als Distributor für Nordamerika. Im Mai 1999 gab Blue Byte bekannt, einen eigenen Online-Spieledienst, genannt GAME.NET, zu starten. Hierüber sollten alle Multiplayer-Partien der von Blue Byte veröffentlichten Spiele ablaufen, speziell das Online-Spiel Shadowpact. Mitte 1999 beschloss man, alle europäischen Vertriebs- und Marketing-Operationen zusammenzuschließen. Die englische Niederlassung wurde geschlossen, Vertrieb und Marketing wurden fortan zentral in der Hauptniederlassung in Mülheim getätigt. Daneben musste nach knapp zwei Jahren die Produktion des innovativen Online-Strategiespiels Shadowpact wieder eingestellt werden, dessen Veröffentlichung ursprünglich für das vierte Quartal des Jahres vorgesehen war.
Im Jahr 2000 setzte Blue Byte nun sehr stark auf das Internet. Man nahm das US-amerikanische Entwicklungsstudio Palestar unter Vertrag, das Blue Bytes Online-Spiel Battle Isle: Darkspace entwickeln sollte. Ende des Jahres 2000 kündigte das Unternehmen in seinem großen E-Commerce-Geschäftsplan an, dass man beabsichtige, über drei Millionen Dollar in die Online-Entwicklung zu investieren und den Kunden mehr Informationen und Dienste online zu bieten. Der Verkauf von Spielen in Nordamerika sollte fortan vor allem über Blue Bytes Onlineshop „Blue Byte Direct“ abgewickelt werden. Zu den Gründen für dieses Geschäftsvorhaben gehörten wohl auch Blue Bytes Schwierigkeiten mit der Vermarktung und dem Verkauf ihrer Spiele in den USA. Zum neuen Fokus auf den Onlinebereich gehörte auch die Eröffnung des Online-Spieledienstes Blue Byte Game Channel (früher noch GAME.NET getauft). Über diesen Dienst werden alle Multiplayer-Partien der Blue Byte-Spiele gehostet. Daneben bietet es Chats, Foren und andere Aktivitäten für Fans. Bereits im Januar 2002 konnte man 100.000 registrierte Mitglieder verzeichnen.
Im Juli 2000 erwarb Blue Byte die Vertriebsrechte für die Flugsimulation IL-2 Sturmovik des Entwicklers 1C:Maddox Games. In Nordamerika sollte es nur über den eigenen Onlineshop vertrieben werden, im Rest der Welt traditionell im Ladengeschäft. Das von den Fans erwartete Die Siedler IV musste dagegen verschoben werden. Zum Trost konnte man Die-Siedler-Sammelfiguren erwerben und Blue Byte veröffentlichte das erfolgreiche Minispiel Hiebe für Diebe. Der Ende 2000 veröffentlichte offizielle vierte Teil der Battle-Isle-Reihe, Der Andosia-Konflikt, programmiert vom slowakischen Studio Cauldron, war das vorerst letzte Produkt unter eigener Regie. Durch einige Designschwächen konnte es die Fans nicht gänzlich überzeugen.
Im Februar 2001 wurde Blue Byte Software schließlich vom französischen Publisher Ubisoft für rund 26 Millionen Mark mitsamt den Rechten an sämtlichen Spieleserien aufgekauft. Seitdem ist Blue Byte eine 100-prozentige Tochterfirma von Ubisoft Entertainment. Ubisoft ließ die Entwicklerschmiede jedoch weitgehend intakt, sowohl der Name als auch Logo prangen weiterhin auf den Spielen. Nur Marketing und Vertrieb wurden mit den Abteilungen bei Ubisoft zusammengelegt. Hertzler arbeitete fortan laut Pressemitteilung nur noch als „freischaffender Berater“. Die Spiele IL-2 Sturmovik und Dragon’s Lair 3D, die eigentlich von Blue Byte vertrieben werden sollten, erschienen unter dem Label von Ubisoft. Ubisoft war vor allem an den bekannten und erfolgreichen Titeln interessiert, im Falle von Blue Byte die Die-Siedler-Reihe. Bereits im Mai kündigte Ubisoft an, den Online-Titel Battle Isle: Darkspace nicht zu veröffentlichen. Als Begründung nannte Ubisoft eine „Verwässerung der Battle-Isle-Serie durch den Titel“. Zwar kündigte das Unternehmen an, die Reihe fortsetzen zu wollen, ließ dieses Versprechen jedoch unerfüllt.
Stattdessen konzentrierte sich Blue Byte nach der Übernahme vorerst ausschließlich auf die Entwicklung weiterer Teile und Add-ons der Die-Siedler-Reihe. Im Februar, nur kurz nach der Übernahme, erschien das lange erwartete Die Siedler IV, das jedoch aufgrund vieler Bugs negativ auffiel. Die zwei nachfolgenden Add-ons zeigten sich dagegen ausgewogener und qualitativ überzeugender.
Im Jahr 2003 wurde der Sitz von Blue Byte nach Düsseldorf in den deutschen Hauptsitz von Ubisoft verlegt. Die Die-Siedler-Reihe wurde 2004 mit Die Siedler: Das Erbe der Könige weitergeführt. 2006, zum zehnjährigen Jubiläum von Die Siedler II und dem 25-jährigen Bestehen von Ubisoft, wurde ein Remake von Die Siedler II unter dem Namen Die Siedler II: Die nächste Generation veröffentlicht. 2007 folgte Die Siedler VI: Aufstieg eines Königreichs, welches im gleichen Jahr den deutschen Entwicklerpreis gewann. Mit Die Siedler 7 erschien 2010 die bisher letzte Einzelspieler-Auskoppelung der Die-Siedler-Reihe. Noch im gleichen Jahr erschien Die Siedler Online, ein webbasiertes Free-to-play-Spiel, welches den Deutschen Computerspielpreis 2011 gewann. Nachdem Sunflowers Interactive im Jahr 2007 von Ubisoft akquiriert wurde, übernahm Blue Byte zudem auch die Produktion der Anno-Serie. 2009 wurden Anno 1404 sowie Anno – Erschaffe eine neue Welt (für Wii & DS) veröffentlicht. 2011 folgte Anno 2070, welches das erste Mal ein Zukunftszenario nutzte und 2012 den Deutschen Entwicklerpreis gewann. Mit Anno Online erschien 2012 schließlich ebenfalls eine webbasierte Free-to-play-Version der Anno-Serie. Am 3. November 2015 erschien Anno 2205 und gewann beim Deutschen Entwicklerpreis insgesamt drei Preise, in den Kategorien: Beste Grafik, Bestes PC-Spiel & Bestes Deutsches Spiel.
Im Umfeld der Gamescom 2016 wurde die neue Blue-Byte-Strategie bekannt. Demnach zieht sich Blue Byte aus dem Free2play-Geschäft zurück. Unter anderem werden Browserspiele wie Silent Hunter Online und Panzer General Online abgeschaltet. Stattdessen spezialisieren sich die Studios in Düsseldorf und Mainz auf die beiden Eigenmarken (Die Siedler, Anno) sowie die PC-Optimierung von Ubisoft-Konsolenspielen wie For Honor .
Im Oktober 2016 wurde von Blue Byte bekannt gegeben, dass die Entwicklung des Free2play-Spieles Anno Online eingestellt wird.
Im Rahmen der Gamescom 2017 wurde bekannt gegeben, dass Blue Byte an Anno 1800 und somit an einem neuen Teil der Anno-Reihe arbeitet.